Falsche Āchāryas erkennen

Śrīḥ
Śrīmathē śatakōpāya namaḥ
Śrīmathē rāmānujāya namaḥ
Śrīmath varavaramunayē namaḥ
Śrī vānāchala mahāmunayē namaḥ

Eine frühere Version dieses Artikel bezog sich auf Swami Vishwananda als Beispiel für jemanden, von dem fälschlich behauptet wird, dass er ein Śrī Vaiṣṇava Āchārya sei. Diese Behauptungen wurden mitterweile korrigiert, sodass wir den Artikel so verändert haben, dass er allgemeiner Natur ist.

Unsere Tradition hat eine große Vergangenheit, ist aber auch sehr vielfälig und dezentral organisiert. Diese Mischung führt leider immer wieder dazu, dass Menschen fälschlicherweise behaupten, unsere Tradition zu repräsentieren oder sogar einer unserer Āchāryas (Lehrer, die durch ihr Beispiel lehren) zu sein. Da wir nun einmal vielfältig und dezentral sind, gibt es (leider?) keinen „Rat der Āchāryas“ oder irgend ein anderes zentrales Gremium oder auch nur eine offizielle Liste von Āchāryas, mit der man solche Behauptungen abgleichen könnte.

Es ist aber nicht schwer, falsche Śrī Vaiṣṇava Āchāryas zu erkennen, wenn man weiß worauf man achten muss. Hilfsmittel wie Listen sind daher in aller Regel gar nicht nötig! Die Linie unserer Āchāryas hat nämlich einen absolut klaren Standard gesetzt, wie sich ein Śrī Vaiṣṇava Āchārya verhält – und diesen Standard können die „Möchtegerns“ i.d.R. nicht einmal ansatzweise einhalten. Das Verhalten eines Āchāryas ist allerdings sehr vielfältig und komplex. Dieser Artikel befasst sich daher nur mit den einfachen und relativ offensichtlichen Punkten. Allein diese sollten aber schon ausreichen, um 90%+ aller „Fälschungen“ zu erkennen.

Wir listen im Folgenden einige Themenbereiche auf, anhand derer geprüft werden kann, ob jemand ein Śrī Vaiṣṇava Āchārya ist oder nicht. Dabei ist zu beachten, dass jeder einzelne Punkt ausreicht, um an der Behauptung, dass jemand Śrī Vaiṣṇava Āchārya ist, erhebliche Zweifel zu wecken.

Namen und Titel

  • Śrī Vaiṣṇavas erhalten einen spirituellen Namen. Dieser Name steht üblicherweise in Beziehung zum Geburtsnamen und wird mit „Rāmānuja Dāsan“ ergänzt, was „Diener Rāmānujas“ bedeutet. Wenn ein Śrī Vaiṣṇava als nachfolgender Āchārya berufen wird, nimmt er einen anderen Namen an, der normalerweise in Beziehung der Linie von Āchāryas steht, die er ab da repräsentiert. Beispiel: Wenn ein Āchārya aus der Linie von Embar kommt, dem Cousin von Rāmānuja, der ihm als Anführer der Tradition nachfolgte, wird er „Embar Jeeyar Swami“ genannt.
    Der Bezug zu vorangegangenen Āchāryas und erhabenen Śrī Vaiṣṇavas ist sehr wichtig für unsere Traditon. Daher müssen an der Authentizität eines Āchāryas, der nicht auf seinen Āchārya bzw dessen Line Bezug nimmt, größte Zweifel bestehen.
  • Vaiṣṇavas präsentieren sich normalerweise nicht mit Ehrentiteln. Beispielsweise ist Paramahamsa ist ein üblicher Titel für Sanyasis (entsagte Mönche). Andere Menschen sprechen diese auch durchaus so an, die Bescheidenheit eines Vaiṣṇavas verbietet es ihm aber, sich selbst so zu bezeichnen oder zu präsentieren.

Einweihung

Der Āchārya ist für uns Śrī Vaiṣṇavas sehr wichtig. Sein Thaniyan (rühmender Vers) wird von uns jeden Tag rezitiert, sein Bild hängt an prominenter Stelle in unserer Wohnung – denn wir sind ihm dankbar, dass er uns mit der Kette der Gnade, die von Rāmānuja ausgeht, verbindet. Wenn wir eingeweiht sind, geben wir folglich stets voller Freude an, welcher Āchārya uns eingeweiht hat. Das bedeutet, dass ein Śrī Vaiṣṇava Āchārya den Thaniyan seines Āchāryas rezitieren wird und regelmäßig auf ihn Bezug nehmen wird. Desweiteren kann die Einweihnung nur hier auf der Erde durch einen lebenden Āchārya erfolgen – Einweihungen in der Astralen Sphäre, von denen man heute immer mal wieder hört, werden von uns nicht als echte Einweihngen akzeptiert.

Referenz zu Lehren weit außerhalb unserer Tradition

Da wir uns unserer Tradition verpflichtet fühlen und da es einen reichen Schatz and Begebenheiten aus dem Leben unserer Āḻvārs and Āchāryas gibt, referenzieren Śrī Vaiṣṇavas im Allgemeinen und Śrī Vaiṣṇava Āchāryas im Besonderen nur die vedische Literatur und das reichte Erbe unserer Tradition.

Im Gegensatz dazu nutzen heutige Lehrer oft sehr unterschiedliche Einflüsse und Quellen für ihren Lehren. Das mag den Schülern weltoffen und modern erscheinen, wird von unserer Linie aber strickt abgelehnt.

Zum Bespiel geben dutzende (häuft selbst-proklamierten) Gurus Mahavatar Babaji als seinen Guru oder Mentor an. Mahavatar Babaji ist ein mythenumrankter Yogi, der i.d.R. als Avatar von Śiva gesehen wird. Wir respektieren Śiva als großen Verehrer von Śriman Nārāyana, aber unsere Tradition hält sich strikt davon fern, Śiva zu verehren oder Gemeinschaft mit den Verehrern von Śiva zu pflegen.

Äußere Erscheinung

Śrī Vaiṣṇavas folgen den Schriften so genau wie möglich. Und während normale Anhänger der Tradition, gerade wenn sie außerhalb Indiens leben, im Alltag so einige Kompromisse eingehen, sind unsere Āchāryas in jeder Hinsicht ausgesprochen strikt, denn sie lehren auch durch ihr Beispiel. Im Bezug auf ihre äußere Erscheinung bedeutet das:

  • Sie tragen Śikhā, das bedeutet ihr Haar ist abraisiert bis auf einen kleinen Haarbüschel am Hinterkopf
  • Wenn sie den Titel Swami tragen, also ein entsagter Mönch sind, tragen sie keinerlei Gold, Schmuck, Perlen usw.
  • Sie tragen keine genähte Kleinung. Anstatt dessen tragen sie einen Dhoti und (in kalten Gegenden) ein zweites Stück Stoff, um den Oberkörper abzudecken.
  • Sie tragen Urdhva Pundra, auch als Thilak bekannt – das ist das rot/weiße Zeichen unserer Tradition auf der Stirn. Sie tragen es genau so, wie ihr Āchārya es ihnen gezeigt hat, d.h. es gibt keine Variation in diesem Zeichen.

Geld

Es ist üblich und korrekt, dass ein Schüler seinem Āchārya ein Geldgeschenk ( Dakshina) gibt. Dies ist aber immer eine freiwillige Gabe und keine Voraussetzung dafür, Unterweisungen zu hören oder eingeweiht zu werden. Unsere Āchāryas haben die höchsten Weisheiten immer kostenlos verkündet! Es kommt natürlich vor, dass ein Āchārya besonders vertrauliche Unterweisungen nur seinen engsten Schülern gibt, aber bei solchen Restriktionen geht es nie um Geld! Wird somit Geld dafür verlangt, überhaupt Unterweisungen zu bekommen, ist das ein klares Warnsignal, dass der betreffende Lehrer nicht authentisch ist.

Adiyēn Mādhava Rāmānuja Dāsan

Spotting fake Āchāryas

Śrīḥ
Śrīmathē śatakōpāya namaḥ
Śrīmathē rāmānujāya namaḥ
Śrīmath varavaramunayē namaḥ
Śrī vānāchala mahāmunayē namaḥ

An older version of this article was focussing on Swami Vishwananda as example for someone claiming to be an Āchārya without being one. This claim has been corrected, so we adjusted the article to be of a general nature.

Our tradition has a great history and is very diverse and de-centralized. This has induced quite a few people to falsely claim to represent (or even be an Āchārya in) our tradition. Being the diverse and de-centralized tradition we are, there is no central decision body nor a list of Āchāryas which could be used to check such claims.

However, it is fairly easy to spot fake Śrī Vaiṣṇava Āchāryas, so auxiliary means are usually not needed. This is because the lineage of our Āchāryas has set a crystal clear standard on how a Śrī Vaiṣṇava Āchāryas behaves. As the behaviour of an Āchārya is very intricate and complex, we shall restrict outselves on rather obvious and simple points, which are easy to understand but should still suffice to spot 90%+ of all fake Śrī Vaiṣṇava Āchāryas.

Following, we give a list of points to check claims that someone is a Śrī Vaiṣṇava Āchārya. Each and every point is by itsself sufficient to cast severe doubts that the respective person is an Āchārya.

Name & Titles

  • Śrī Vaiṣṇavas receive a spiritual name. This name is usually related to the birth name and is extended by Rāmānuja Dāsan, which means servant of Rāmānuja. If a Śrī Vaiṣṇava is installed as succeeding Āchārya, he uses a different name that usually relates to the lineage of Āchāryas he represents. For example, if the Āchārya hails from the lineage of Āchāryas that goes back to Embar, the cousin of Rāmānuja who followed him as the leader of our tradition, he is called „Embar Jeeyar Swami“.
    As the reference to the behaviour of previous Āchāryas and elevated Śrī Vaiṣṇavas is very important to our lineage. Hence, the authenticity of an Āchārya that does not reference his Āchārya or the lineage of his Āchārya in a promment fashion has to be doubted.
  • It is not common that for Vaiṣṇavas to present themselves with honorary titles. For example, Paramahamsa is a honorary title used for Sanyasis (renouncers). Other people may address such a person as Paramahamsa, but the humbleness of a Vaiṣṇava makes him abstain from presenting himself as such.

Initiation

The Āchārya is extremely important for Śrī Vaiṣṇavas. His thaniyan (honorary verse) is recited every day, his picture is placed prominently in our homes and we feel grateful for him connecting us the chain of grace started by Rāmānuja. So if we are initiated, we always state who performed the initiation, as this is central for us. This means a Śrī Vaiṣṇava Āchārya will state the thaniyan of his Āchārya and reference him regularly. The initiation can only be done in this world by a living Āchārya – so initiations in the Astral sphere, which are not uncommon these days, are not accepted by us and proper initiations.

Reference to teachers far outside the lineage

Being committed to our lineage and having the rich body of literature and many pasttimes from Āḻvārs and Āchāryas, Śrī Vaiṣṇavas and Śrī Vaiṣṇava Āchāryas in particular do reference solely Vedic scriptures and the rich heritage of our tradition.

In contrast, today’s teachers often use influences from many different and diverse sources. This may appear modern and open-minded to disciples, but is strongly rejected by our lineage. Dozens of (often self-proclaimed) gurus cite Mahavatar Babaji as their guru or mentor. Mahavatar Babaji is a mythical figure and usually seen as an avatar of Lord Śiva. While we respect Lord Śiva as a great devotee of Śriman Nārāyana, our tradition strictly abstain from worshipping Śiva or in fact even associating with his devotees.

Outward appearance

Śrī Vaiṣṇavas follow the prescripions of the scriptures as closely as possible. While common devotees may compromise in some respects, particularly if they live abroad, an Āchārya is also teaching by example and is thus extremly strict in every way. This means in terms of outward appearance:

  • He wears Śikhā, i.e. his head is shaved except for a tuft of hair at the back of the head.
  • Having the title Swami, i.e being an ascetic renouncer, he does not wear any gold ornaments, pearls etc .
  • He does not wear sewn clothes. Instead, he wears a Dhoti and (in cold environments) a smaller piece of cloth to cover the upper body.
  • He wears Urdhva Pundra (also known as Thilak), and he wears it in the same way his Āchārya has prescibed it, i.e. there is no variation.

Money

It is suitable and common for disciples to give a monetary contribution (called Dakshina) to the Āchārya. But it is important to note that this is always a voluntary contribution by the disciple and is not a pre-condition for listening to discourses or becoming a disciple. All of our Āchāryas have taught the highest wisdom free of charge. They may restrict discourses to close disciples in case of very confidential teachings, but such restrictions are never about money. So, demanding money as general precondition to get teachings is a big red flag.

Adiyēn Mādhava Rāmānuja Dāsan